Größere Radtouren

Mümlingtal

Mit dem RMV nach Michelstadt oder Erbach. Dann dem beschilderten Weg bis nach Bad König, Höchst i.O., Breuberg, Obernburg am Main. Der Weg geht nicht immer direkt an der Mümling lang, aber der Beschilderung ist relativ leicht zu folgen. Ab Obernburg am Main lang entweder nach Aschaffenburg oder vorher in Niedernberg Richtung Babenhausen (zunächst einmal durch Industriegebiete, je näher an Babenhausen, umso schöner) . So kann man mit dem RMV (d.h. Fahrradtransport kostenlos) zurückfahren.

 

Kassel - Bad Hersfeld - Nidda - Frankfurt - Darmstadt (Mai 2002)

Der Einstieg auf den Fulda-Radwanderweg (Hessischer Radfernweg R1) von Kassel-Wilhelmshöhe ist das schwierigste im ersten Abschnitt. Entweder man findet den Einstieg sofort,  oder man nimmt die (oder folgt der) Straßenbahn 4 Richtung Rengershausen / Knallhütte oder man findet wie ich einen netten Busfahrer des Kasselerer ÖPNV, der einen samt Fahrrad auf die richtige Spur setzt. Ist man erst mal an der Fulda, geht's immer den Markierungen nach.  Nur einmal hat ein Wtzbold die Schilder verdreht, ansonsten immer an die Zeichen halten, der Weg wechselt andauernd die Fluss-Seite, mal geht's durch Städte - aber selbst da findet man gut wieder raus. Und wo man überall hinkommt: Melsungen und Rotenburg a.d.F., so schöne Fachwerk-Innenstädte, dass es fast weh tut. Wer Lust hat, einen Abstecher nach Bebra zu machen, kein Problem. Die Anfahrt nach Bad Hersfeld geht durch Industrienvororte, dass man fast weiterfahren möchte. Aber kaum sieht man die Stiftsruine und den Kurpark, ist man  wieder versöhnt. (Abschnitt Kassel -  Bad Hersfeld : 100km)

Den Wieder-Einstieg in den Radwanderweg findet man relativ leicht. Von der Innenstadt Richtung Osten über die Bahn, schon erkennt man das altvertraute R1 wieder, das einen bis kurz vor Schlitz begleitet. Inzwischen weiß ich auch, was das wunderschöne Gelände der Lebensgemeinschaft Schlitz-Sassen beherbergt. Kurz danach trennen sich die Radwege: R1 geht weiter nach Fulda, der R7 nach Schlitz, Lauterbach nördlich am Volgelsberg vorbei. Man sollte es nicht meinen, aber es gibt nicht nur den sondern auch die Schlitz. An der führt ein brandneuer Radweg Richtung Lauterbach durch das Tal. Kurz vor Lauterbach fließt die Schlitz in die Lauter - oder sollte es umgekehrt sein, auf jeden Fall erreicht man die Kreisstadt Lauterbach (Vogelsbergkreis). Wie an jedem Tag, so auch an diesem, eine freundliche Begegnung, die allerdings dann die spätere Fahrt entscheidend beeinflusste: Er stellte sich mir als 'the Lord of the bicycle trails' im Stadtrat der Stadt Lauterbach vor und empfahl mir den neuen Vulkan-Radwanderweg zu fahren. Eigentlich hatte ich vor, dem R7 Richtung  Ulrichstein zu folgen und von Schotten längs der Nidda zu fahren. Ich war ganz stolz auf meine Flexibilität, obwohl ich Bedenken hatte, am Ende keine weiterführende Radwege zu finden.
Der Weg führt über eine asphaltierte stillgelegte Eisenbahntrasse quer über den Volgelsberg Richtung Grebenhain / Gedern. Er steigt langsam aber stetig, wie das damals bei den Eisenbahnen halt so war. Zunächst hat man bei Eisenbach ein Erlebnis wie aus dem Lord of the Rings. Die Burg Eisenbach steht düster und völlig unmotiviert mitten im Wald. Dann geht's weiter über die Hochebene und man hat von überall einen wunderbaren Überblick über die Ebene. Alle 500 m ein Entfernungszeichen, kreuzt mal eine öffentliche Straße, so wird das Ende des Radweges angezeigt. Damit man's auch wirklich glaubt, nach 10m ein weiteres Verkehrszeichen, dass man sich wieder auf einem Radweg befindet. Ansonsten liebevolle Einrichtungen von alten Bahnhöfen, mit Spielplätzen für Kinder und wenn's mal Saison ist, vermutlich auch mit Speis und Trank für die Familie.
Leider endet der Radweg dann jäh an der vielbefahrenen B 275.  Am 1.Mai 2002 soll ein weiteres Stück der Bahntrasse bis fast nach Ortenberg als Radweg eröffnet werden. Als Fern-Radwanderer ist man vermutlich aber auch da ziemlich alleine gelassen, oder besser gesagt, man hat auf der vielbefahrenen B 275 nach Gedern zwar 10 km langes Gefälle, dafür aber je nach Tageszeit die Gesellschaft von allzu vielen PKW, die entsprechend noch schneller fahren als man selbst. Ohne bessere Ortskenntnisse würde ich das nächste mal doch über Ulrichstein fahren.
Auch in Gedern ist man, was weiterführende Radwege angeht, ohne Ortskenntnisse recht verloren. Ich habe mich dann über Steinberg (wo die Mütter auf dem Spielplatz ihre Kinder rufen und die Spielsachen einsammeln, damit ihnen der Vagabunden mit dem Fahrrad nichts tun kann) nach Nidda durchgeschlagen. Die Steigungen gehen  ganz schön in die Knie und das nach bereits 90 km Fahrt. Wenn man denkt, dass man in Nidda nun die große Auswahl an preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten findet - weit gefehlt. Dafür trifft man aber den freundlichen Niddaer, der mit einem in die Apotheke geht, weil deren Inhaber doch Vorsitzender der Verkehrsvereins (und zufällig auch Mitinhaber des einzig verbliebenen Hotels (Traube)) am Orte ist. Dort bekommt man dann mit des freundlichen Niddaers Hilfe die Telefonnummer eines  Hotels in Geißennidda, das sich als echter Geheimtipp herausstellt - kein Mensch kennt es. Ei, die sind net von hier. Der Zimmerschlüssel passt auch für die Hautür, falls Sie noch mal rausmöchten. Nach 120 km besteht kein Bedarf mehr daran.

Der Vorteil der langen Suche am Vorabend war, dass man sofort am Radwanderweg R4 ist, der zunächst der Nidda (bis kurz vor Bad Vilbel) folgt und dann ins Maintal abbiegt, während man nach Bad Vilbel entlang der Nidda bis nach Höchst zur Mündung in den Main fahren kann. (Das haben wir zusammen mit Chrissi vor etwa 7 Jahren gemacht und immer noch gut in Erinnerung). Irgendwie habe ich den R4 verloren und bin dann von Bad Vilbel Richtung Süden durch den Vilbeler Stadtwald nach  Bergen-Enkheim ins Maintal gefahren. In Fechenheim ist man dann am Main und kann die nächste Mainbrücke zum südlichen Ufer nehmen, auf dem man dann die letzen 7 km am Main lang in die Frankfurter Stadtmitte fährt. Der Blick auf die Frankfurter City vom Fluss aus ist immer wieder faszinierend. Ist man dann in der City, so gibt's die Möglichkeit, die Schweizer Allee zum Südbahnhof zu fahren (mit der S3 ist man in 30 Minuten in Darmstadt). Dann ist der Tag nach etwa 65 km beendet. Bei gutem Wetter fährt man noch ein Stück weiter den Main hinunter, bis man an den Henningerturm kommt. Von dort aus nach Süden, Richtung Neu-Isenburg, wo man dann auf den R8 trifft, der einen über Dreieich / Langen bis nach Darmstadt führt. Man hat dann 6 € gespart und dafür noch etwa weitere 35 km Fahrt durch den Wald.

Simmershausen- Kassel -Rotenburg -Rothemann - Langenselbold - Darmstadt (Juni 2002)

1. Tag: Simmerhausen (etwa 15 km vor Kassel) bis zum Campingplatz Rotenburg, dem ausgeschilderten Radweg R1 folgen. Einfacher netter Campingplatz direkt an der Fulda (etwa 75 km). 

2. Tag. Der nächste Campingplatz ist in Schlitz (etwa 50 km), weil der Tag noch lang und auch nicht so sehr zum Baden o.ä. einlud, weiter nach Fulda und noch weitere 12 km bis Rothemann zum Campingplatz. Der Platz wird von einem älteren Ehepaar im Vorgarten betrieben, sehr laut an einem Autobahnzubringer. Dafür aber ein Imbiss quer über die Straße mit jeder Menge Trucker-Gesellschaft.  

3. Tag: Über Neudorf nach Keuzenbuch, der Radweg nach Fulda verläuft parallel zur Bahnstrecke Schlüchtern-Fulda. Etwa 5 km bergab nach Schlüchtern und dann dem R3 nach Gelnhausen folgen. In Hüttengesaß privater Campingplatz bei Chrissie. Von Gelnhausen der Straße Richtung Rothenberg folgen, dann den ausgeschilderten Radweg Richtung Ronneburg und Hüttengesaß. (80 km) 

4. Tag:  Von Hüttengesäß über den Radweg nach Langenselbold. Diesmal aber nicht dem R3 folgen sondern über Autobahn und Bahn rechts abbiegen nach Niederrodenbach. Nach der Gartenstraße fragen, die führt einen zum Sportplatz außerhalb des Ortes. Danach rechts abbiegen in den Wald und eher links halten bis Groß-Krotzenburg. Vor der Bahnbrücke nach links abbiegen Richtung Kahl. In Kahl rechts (in die ehemalige Maingasse) abbiegen, bis man den Main erreicht hat. Dem Main-Radweg Richtung Seligenstadt, dann mit der Fähre übersetzen. (An der Eisdiele gleich bei der Fähre gibt's das beste und größte Eis)  Nach Seligenstadt wird's wieder ätzend. Keine ausgeschilderten Radwege. Der Versuch, über Babenhausen nach Messel zu kommen, führte zunächst nach Urberach und dann nach Messel. In Messel wieder die vertrauten Radweg-Schilder Richtung Darmstadt (75km) 

 

 

Kinzigtal (immer mal wieder)

Der schönste Teil ist zwischen nach Gelnhausen bis nach Schlüchtern (etwa 50 km)  Von Gelnhausen kann man einen kleinen Abstecher Richtung Bad Orb machen. Wunderschön auch der Stausee zwischen Bad Soden und Steinau. Steinau - eine der vielen Gebrüder-Grimm-Städte mit einem sehr schönen, alten Dorfkern. Von Da aus durch die Kinzigauen bis nach Schlüchtern. Von Schlüchtern aus kann man dann über die Berge nach Fulda, oder aber über die Kinzigquelle ins Sinntal.

 

Darmstadt - Frankfurt - Ronneburg - Hanau - Darmstadt (Juni 2002)

Von Darmstadt nach Frankfurt nach Wunsch. Die Routenbeschreibung  beginnt an der Haltestelle Gießener Straße (U5) und führt einen dann nach Bergen-Enkheim über einen ziemlich starken Anstieg auf die Hohe Straße. Der Weg ist inzwischen fast durchgehend asphaltiert und man hat ständig einen wunderschönen Blick ins Maintal, ins Kinzigtal und auf den Spessart. Man folgt ständig der Hohen Straße bis nach Neuberg-Rüdigheim. Im Dorf auf halber Strecke nach links in die Gelnhäuser Straße, weiter bis man die Autobahn überquert. Dann immer der Nase nach (Wanderweg : Gelbes Kreuz folgen) bis auf die Ronneburg.Die letzten zwei, drei Kilometer heftiger Anstieg (bis 15%) auf asphaltierter Straße, bis man auf der Ronneburg ist. (etwas 50 km von Frankfurt aus)

Zurück auf der Straße nach Hüttengesäß und nach  Langenselbold. Von dort dem R3. Nachdem man die Autobahn überquert hat, geht es nach rechts zum Kinzigsee. Nach dem Naturschutzgebiet Erlensee überquert man die Eisenbahn auf einer Fußgängerbrücke und biegt dann nach rechts Richtung Hanau ab. Durch verschiedene Industriebgebiete und Autobahnzubringer kommt man an den Main bei der beiden Kirchen. Über die Eisenbahnbrücke über den Main und auf dem  Uferweg nach Seligenstadt.  Seligenstadt (Richtung Bahnhof) auf der Dudenhöfer Straße verlassen und dem ausgeschilderten Radweg 4 folgen, der einen dann durch Felder und Wäldchen (über Jügesheim) nach Diezenbach bringt. In Dietzenbach auf der Kreisverbindungsstraße Richtung Schwimmbad. Kurz nach dem Schwimmbad geht ein Radweg nach rechts nach Götzenhain vorbei an Schloss Phillipseich. An dem Schloss vorbei der Straße folgen, kurz danach geht ein Weg nach rechts ab und bringt einen dann nach 3 km auf den Radweg R8 Richtung Darmstadt (85km).

 

Darmstadt - Babenhausen - Stockstadt - Frankfurt (Juli 2002)

Von Darmstadt über Jagdschloss Kranichstein und am Dianaschlöschen vorbei auf dem Radweg 16 bis zum Bahnhof Messel. Dort links abbiegen, hinter YTON links ab am Friedhof vorbei. Der Weg kommt dann wieder mit dem Radweg 16 zusammen. Nach etwa 3km links ab auf dem Radweg 14 Richtung Münster. Bis nach Harperthausen auf dem Radweg 14 halten. In Altheim trifft man auf den Fernwanderweg R4, dem man dann bis Babenhausen folgen kann. In Babelhausen biegt der R4 Richtung Rodgau ab, deswegen folgt man gleich am Ortsanfang dem Radweg 12, der im wesentlichen der Gersprenz auf sehr schönen Feld- und Waldwegen bis nach Stockstadt folgt. In Stockstadt in die Maingasse einbiegen und schon sieht man denselben. Bis nach Seligenstadt (zum besten Eis) sind es etwa 12 km, bis nach Frankfurt noch etwa 40 km. Der Mainradweg bis nach Frankfurt ist leicht zu finden und führt einen dann durch Hanau, Offenbach zu dem wunderschönen Blick der Frankfurter Skyline am Main. Am Eisernen Steg vorbei und an der "Schweizer" Brücke zum S-Bahnhof Franfurt Süd. (100 km)

 

Kassel - Hann.-Münden - Porta Westfalica -Bremen - Oldenburg - Wilhelmshaven (Juli 2002)

1. Tag:  Anfahrt von Darmstadt nach Kassel mit Hessenticket.  Etwas 35 km von Kassel nach Hannoversch Münden entlang der Fulda. Bis zum Campingplatz in Hemeln noch 10 km. 2 km vor Hemeln reißt mir die Kette. Der Campingplatz-Betreiber sehr hilfreich beim Organisieren eines Reparatur-Service, der am nächsten Morgen von Hann. Münden mit einer neuen Kette kommt. Allerdings schifft es die ganze Nacht und hört erst morgens gegen 11.00 Uhr auf. (40 km)

2. Tag: Wir brechen auf, allerdings setzt der Regen bis Karlshafen wieder ein,  Am Wege ein wunderschönes ehemaliges romanisches Benediktiner-Kloster, das heute eine Begegnungsstätte ist. Wir entschließen uns, im Fährhaus bei Herstelle  in unmittelbarer Nähe des stillgelegten AKW Würgassen  übernachten. Morgens am Frühstückstisch können wir beobachten, wie der Fährmann sein Boot und die Weser gleich mitfegt. (45 km)

3. Tag: Die AKW liegen relativ dicht am Unterlauf der Weser.  Der nächste Halt ist am Fährhaus Grohnde mit Blick auf AKW. Auf dem rechten Weserufer sieht man Fürstenberg liegen. Höxter und Kloster Corvey sind eine Besichtigung wert. Über Bodenwerder (Münchhausen-Stadt) kommen wir zum Campingplatz an der Fähre. Offenbar haben alle Ausflugslokale ihre Speisekaten abgesprochen: Jäger-, Zigeuner-Schnitzel und Bratwurst  bis zum Abwinken. (75 km)

4. Tag: Offenbar hat die Musik-Hochschule in Minsk geschlossen einen Ausflug in die Weserregion gemacht. In Höxter, Hameln und später auch in Bremen treffen wir immer wieder auf die selben Studentinnen und Studenten aus Weißrussland, die sich ihr Ferienbudget mit Straßenmusik aufbessern. Macht sich gut vor der Weser-Renaissance in Hameln und ist vor allem sehr viel harmonischer als das Glockenspiel, das um 12.35 das Weserlied (Da habe ich so manches liebe mal mit meiner Laura gesessen...) vom Rathaus spielt.  Auf der Weiterfahrt Abstecher zum Stift Fischbeck, mit einer wunderschönen Stiftskirche. Allerdings sind die Anwohner offenbar so von den vielen Touris genervt, dass sie auf Fragen nur noch mir Hinweisen auf irgendwelche Hinweis- und Verbotsschilder reagieren. Langsam merkt man, wie das Weser-Bergland immer dichter an die Weser kommt. Ab Eisbergen eine ziemlich hässliche Steigung über Vlotho. Bei der Abfahrt merken wir, dass die Bremsen auch nicht mehr das sind, was sie sein sollten. Durch Vlotho bis nach Costedt zum Campingplatz (mit angeschlossenem Schwimmbad). Trotz Autobahn, ICE-Trasse und durchweichtem Boden eine gute Nacht ( 74 km)

5. Tag:  Nachdem in Minden erst mal die Bremsen repariert worden sind, geht's durch die Porta Westfalica , zum Mittellandkanal und zur Schachtschleuse. Die Kanalbrücke ist schon sehr eindruckvoll und auch die Schleusenanlage - falls mal ein Kahn kommt. In Petershagen gibt es einen Campingplatz, der nächste erst nach Nienburg. Wir entschließen uns, weiterzufahren. Unterwegs treffen wir eine Liegerad-Fahrerin, die zum Naturfreunde-Haus in Nienburg will, wo wir schließlich auch hinter dem Haus zelten. Am Wege bei Buchholz ein mittelalterliches Dorf-Ensemble mit der St. Baptistkirche im Zentrum und vielen kleinen Häusern (Kötter = Bauern) und ein stück weiter bei Schlüsselburg ein Scheunenviertel, in dem etwa zwei Dutzend Bauern einen Teil ihrer Ernte vor drohenden Feuersbrünsten im Dorf ausgelagert haben. Was auch nicht viel genutzt haben soll.  (78 km)

6. Tag. Inzwischen ist alles flach. Wenn man Glück hat - und das hatten wir - schiebt einen der Wind kräftig in Richtung nächster Übernachtung. Die Höfe werden immer dünner gesät, man kann kilometerweit blicken. Die Amateurfunker-Dichte nimmt zu - kein Wunder, wie soll man sonst mit den Nachbarn kommunizieren. Auch die Bereitschaft zur Nachbarschaftshilfe, wie wir auf dem Campingplatz kurz nach Achim feststellen. Du kannst ja (ich darf doch Du sagen?) den Sekundenkleber einfach auf meinen Tisch legen, wenn ich weggehe. Die Stühle könnt Ihr gerne benutze- ich brauche nur einen.. (66 km)

7. Tag: Nur noch 33 km bis nach Bremen. Irgendwie haben wir den offiziellen Radweg nach Bremen verloren, kommen dafür aber schon um 12.00 in Bremen an, vorbei an den Dörfern mit der höchsten Millionärsdichte in Deutschland. Der Campingplatz hat in den letzten Tagen recht viel Regen erlebt, die Wiese ist schon nass, als wir unser Zelt aufbauen. Am Abend wird sie noch nasser, als ein heftiger Wolkenbruch herunterkommt. Die finnischen Jungs neben uns entschließen sich, gleich  im Regen zu schlafen, da es vermutlich in ihrem Zelt genau so feucht ist. Nachmittags Bremen-Besichtigung - der erste Weg führt zu den Bremer Stadtmusikanten, dem Ziel unserer Reise. Die Musik-Hochschule aus Minsk ist uns offenbar gefolgt. Jetzt kann man das Geigenduo stereo mit dem Akkordeonspieler hören. (33 km)

8. Tag: Ruhetag, d.h. das Zelt wird nicht bewegt, die Fahrt vom Campingplatz zur Stadt sind allerdings schon so einige Kilometer. Der Besuch im Universum ist ein MUSS. Selbst Irm ist begeistert, was für Qualität spricht. Abends fängt es wieder böse an, zu regnen. Der Kirchkonzertbesuch in St. Petri fällt ins Wasser, stattdessen hoffen wir, dass unser Zelt weiterhin hält. Wir fragen bei Pipers in Oldenburg an, ob wir spontan bei ihnen vorbeikommen können, um einen seit Tante Maries 85. Geburtstag angekündigten Besuch zu machen. Sie lädt uns ebenso spontan ein, bei Ihnen im Haus zu übernachten. wogegen wir angesichts der Wetterlage nicht sehr viel einzuwenden haben.

9. Tag: Die Fahrt aus Bremen heraus sind schon einige 10 km, bis man um die Häfen schließlich wieder auf dem Weserdeich landet. Wunderschöne reet-gedeckte Häuser hinter dem Deich (Hasenbüren). am Wesersperrwerk Ochtum sagen wir der Weser Tschüß und biegen nach Osten ab Richtung Oldenburg durch die Wesermarsch auf dem Weser-Siehl-Radweg. Das ganze Land ist von diesen Kanälen durchzogen, grün und nass. Über Hude geht's kurz vor Oldenburg an die Hunte. Der Überraschungsbesuch bei Tante Marie ist geglückt, wir sind dankbar, dass wir ein trockenes Dach über dem Kopf haben. (80 km)

10. Tag: Weiter Richtung Wilhelmshaven. Die Idee ist, ggf. Jochen und Sylke zu besuchen und dann über den Jadebusen Richtung Bremerhafen die Rückfahrt zu beginnen. Der Schiebewind ist geradezu ideal. In Varel telefonieren wir mit den WHVenern, die uns dann auch nett einladen, bei ihnen zu übernachten. In Dangst der erste Kontakt mit der Nordsee, allerdings hat die Natur noch etwa 2 km Wattenmeer davor gesetzt - es ist  gerade Ebbe, wie immer, wenn man das Meer sehen möchte. Auf und hinter den Deichen geht's dann Richtung WHV. Die Möglichkeiten aus dieser Ecke wegzukommen, sind sehr eingeschränkt. eine Fußgänger-Fähre auf die andere Seite der Bucht geht nut zweimal am Tage (um 9.00 und um 16.30 und das auch nur im sog. Sommer), so dass wir beschließen, die Abenteuer-Rückreise mit der Bahn direkt von WHV aus zu wagen ( 70 km).

11. Tag. Strandtag am Geniusstrand, dem Hausstrand der Wilhelmshavener bei wunderschönem Wetter. Allerdings regnet es auf der anderen Seite, wofür wir sehr dankbar sind, weil es unseren Entschluss bestätigt, die Heimreise von WHV aus zu starten. Die Organisation der Rückfahrt gestaltet sich wg. der beiden Fahrräder recht schwierig, vor allem weil auch bei der NWB Reservierungszwang für Fahrräder besteht, allerdings am Wochenende kein Mensch da ist, diese Reservierung zu bearbeiten.

12. Tag: Rückreisetag. Glücklicherweise sind Radfahrer nette Menschen, die sich gegenseitig beim Ein- und Ausladen helfen. Bei der Bahn hat es sich offenbar noch nicht herumgesprochen, dass inzwischen viele Menschen per Fahrrad unterwegs sind und für Teilstrecken oder Rückwege gerne den Zug nehmen. In Oldenburg steht der Zug nach Hannover auf dem gleichen Bahnsteig, so dass wir zwei stunden Zeit in Hannover haben, bevor wir den IR nach Darmstadt nehmen können. Kurz nach 20.00 Uhr (sogar sehr pünktlich) treffen wir in Darmstadt ein. Einziger Verlust: auf der Rückfahrt: Irms Klingel, wenn' s weiter nichts ist.

 

Touren rund Saarburg (August 2002)

1. Saarburg - Konz - Trier - Saarburg Der Radweg an der Saar ist gut ausgeschildert.  Fast überall verläuft er an beiden Seiten des Flusses bzw. eines Parallel-Kanales. Wer schon immer mal den Heiligen Rock in Trier sehen wollte, dem ist die Tour zu empfehlen. Allerdings hat Trier auch noch viele andere schöne Sachen zu bieten, z.B. eine evangelische Basilika in einer riesigen alten römischen, aus Backsteinen errichteten  Aula. Der Rundweg sind etwa 60 km. Auf dem Rückweg lernt man Hannes Waders Lied auswendig:

1.) Freifrau von Droste-Fischering, fi-fa-Fischering, zum heilīgem Rock nach Trier ging, tri-tra-Trier ging. Sie kroch auf allen
Vieren, sie tat sich sehr genieren, sie wollt gern ohne Krücken durch dieses Leben rücken.

//: Ach herrje, herrjemine, ach herrje, herrjemine, ach herrje, herrjemine, Joseph und Maria. ://

2.) Sie schrie als sie zum Rocke kam, ri-ra-Rocke kam, "Ich bin an Händ und Füßen lahm, fi-fa-Füßen lahm, du Rock bist
ganz unnähtig, drum bist du auch so gnädig, hilf mir mit deinem Lichte, ich bin des Bischofs Nichte !"

3.) Drauf gab der Rock in seinem Schrein, si-sa-seinem Schrein, auf einmal einen hellen Schein, hi-ha-hellen Schein, gleich
fährts ihr in die Glieder, sie kriegt das Laufen wieder; getrost zog sie von hinnen, die Krücken ließ sie drinnen.

4.) Freifrau von Droste-Fischering, fi-fa-Fischering, noch selbīgen Tags zum Kuhschwoof ging, ki-ka-Kuhschwoof ging. Dies
Wunder, göttlich grausend, geschah im Jahre Tausendachthundertvierundvierzig, und werīs nicht glaubt, der irrt sich.

2. Saarburg - Merzig - Saarburg: Die Fahrt zunächst auf dem rechten Saarufer bis nach Mettlach. Eigentlich sollte man es in Villeroy&Boch-Stadt umbenennen. Eigentlich nur Brötchen werden nicht von Villeroy&Boch verkauft. Auf der Rückfahrt entdecken wir auf der anderen Flussseite ein Mausoleum der Familie. Er der Boch - seines Zeichens Keramik-Sammler und Hersteller hat eine Villeroy geheiratet und das Fliesen-Imperium aufgebaut. Es gehen gerüchte, dass im kaiserlichen Sonderzug des Zaren einen Kuhwagen (wg. der täglich frischen Milch) mitfuhr, dessen Boden mit Fliesen des Mettlacher Hersteller ausgelegt waren. Mettlach ist auch Ausgangspunkt für Ausflüge zur großen Saarschleife. In Merzig (etwa 15 km nach Mettlach) merken wir dann, daß nicht alles, was an der Saar liegt auch Saarland ist. So herrscht in Merzig (und flussaufwärts) tote Hose wg. Mariä Himmelfahrt, was man im Saarland feiert - in Rheinland-Pfalz (z.B. Saarburg) aber nicht. Wir kehren um und fahren auf der jeweils anderen Saarseite zurück nach Saarburg. Allerdings ist der Radweg kurz vor der Schleuse Mettlach wegen irgendwelcher Querelen zwischen der Gemeinde und dem Wasserschiffartsamt gesperrt, so dass wir zurück und die Fähre nehmen müssen. Nach Mettlach auf der linken Saarseite (schöner aber ein paar Steigungen mehr) zurück nach Saarburg. (80 km)

3. Mit der Bahn nach Saarlouis und von da aus weiter nach Völklingen zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Besonders eindrucksvoll die sog. Gebläsehalle, in der noch vollständig herhalten die Gebläsemaschinen stehen, die die Heißluft für die Hochöfen produzieren. Zwischen den Maschinen kleine Vitrinen mit Sonderausstellungen - diesmal Blechspielzeug. Interessante Fotoausstellungen und Klanginstallationen - ein Muss für jemanden, der sich für Industrie-Kultur interessiert. Auf dem Wege nach Saarbrücken werden die Saarufer immer hässlicher, die Hügel längs des Ufers sind Schlackehalden, die Autobahn drängt sich ins Saartal und teilt später Saarbrücken in zwei Teile. Rückfahrt von Saarbrücken zurück mit der Bahn. (40 km).

4. Wenn man Steigungen mag: Von Saarburg (vorbei am Campingplatz Waldfrieden) über den Berg nach Wincheringen an der Mosel. etwa 8 km Steigungen, wunderschöne Fahrt auf der Hochebene und dann 5 km Abfahrt ins Moseltal. Auf der deutschen Seite der Mosel bis nach Konz und dann auf dem linken Saarufer zurück nach Saarburg

5. (Noch geplant) Von Saarburg durchs romantische Leuklbachtal (kann man direkt vom Campingplatz Leukbachtal aus machen) nach Orschholz oberhalb der Saarschleife. Weiter nach Mettlach und von dort aus zurück nach Saarburg (55 km)

6. Umzug zum nach Luxemburg nach Echternacht. Am Ufer der Sauer wimmelt es da nur so von Campingplätzen. Am ausgeschilderten Sauertal-Radweg (meist auf luxemburgischer Seite) nach Wasserbillig an die Mündung der Sauer in die Mosel. Gleicher Weg zurück. Auf dem Rückweg sollte man irgendwo beim Winzer eine oder mehrere Flaschen Elbling kaufen - gibt's nur im Mosel-Sauer-Dreieck.

 

 

 

Touren rund um die Ronneburg(Juli 2003)

1. Hüttengesäß - Büdingen - Hüttengesäß (35 km): Von Hüttengesäß querfeldein zur Ronneburg. Auf der steil ansteigenden Anfahrt nach etwa 1km nach links in einen Feldweg, der nach Diebach führt. Kurz vor der Steigung der Straße nach Eckardtshausen nach recht auf den Radweg nach Vonhausen und von dort weiter auf dem Radweg parallel zu BUndesstraße nach Büdingen. Auf dem rückweg über Hain, Gründau und Altwiedermuß nach Hüttengesäß.

2. Hüttengesäß- Langen-Bergheim-Hüttengesäß (35 km): Wie oben zunächst nach diebach. Man muss nicht über den Höhenweg unter der Ronneburg fahren, sondern kann den Radweg nach Diebach nehmen. Hinter Diebach die Straße hoch nach Herrnhagen (ehemaliger Wohnsitz einer Herrenhuther Gemeinde). Oben durch das Gut nach links durch eine wunderschöne Pappelallee nach Calbach. Durch Calbach Richtung Eckardtshausen. von der Straße geht nach etwa 2 km der Limes-Radwanderweg nach links ab. Man fährt etwa 5 km auf den Überresten des römischen Limes und überquert schließlich die Autobahn A45 in Richtung Rommelhausen. Auf dieser Seite der Autobahn nach Langen-Bergheim. Dort ja nicht da Radfahrschild nach Altwiedermuß nehmen, die Richtung endet irgendwo im nowhere oder besser gesagt im landwirtschaftlichen Institut Marienborn). Sinnvollerweise nach Markköbel weiterfahren und von dort aus nach Hüttengesäß.

3. Hüttengesäß - Wächtersbach - Hüttengesäß (65 km): Von Hüttengesäß (gleich beim Edeka-Markt) den Schildern nach Nieder-, Mittel- und Hain-Gründau folgen. In Hain nach rechts abbiegen Richtung Gettenbach, vorbei an dem Gutshof, in dem jetzt Behinderte betreut werden und weiter durch den Wald. Etwa 8 km Steigung bis zur Höhe bei den 4 Fichten. Die Steigung ist ziemlich ätzend, noch schlimmer der Weg, Schotter von der Größenordnung Gleisbett. Auch bei der Abfahrt aus 400m Höhe ins Kinzigtal bei Wächtersbach tun einem die Hände vom Bremsen weh, der Belag ähnelt dem des Anstieges. Einmal in Wächtersbach kann man dann dem gut ausgeschilderten Kinzig-Randwanderweg folgen. In Gelnhausen hält man sich am besten die ganze Zeit auf der Straße, weil durch die Ami-Kasernen kein durchkommen ist. Nach Gelnhausen trifft man wieder den R3, dem man bis nach Langenselbold folgt. Von der Haupt-Durchgangs-Straße durch Langenselbold geht überraschend nach etwa 1,5 km ein Radweg nach rechts nach Hüttengesäß ab, dem man über die verschiedenen Dörfer folgt.

 

 

Darmstadt - Worms - Frankenthal - Lauterbourg - Kehl - Breisach - Basel - Waldshut - Schaffhausen - Radolfszell (Juli/August 2003)

1. Tag: Eschollbrücken - Gernsheim auf der üblichen Route. Überall lachen reife Holunderbeere und versprechen Saft und Vitamine ohne Ende. Allerdings auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In Gernsheim gestehen wir uns gegenseitig, daß uns kotzübel ist. Der erste selbstgekochte Tee verschafft etwas Erleichterung. Wer kann denn auch schon ahnen, daß die rohen Beeren des Holunders das Gift Sambunigrin enthalten. Dieses befindet sich in den Samen der reifen Beeren, aber auch in den noch unreifen Beeren und in den grünen Stielen. Sambunigrin spaltet Blausäure ab, wodurch es seine giftige Wirkung entfaltet. Bis Frankenthal sind wir aber wieder fit und können die Gastfreundschaft bei Riedels genießen. Vorerst das letzte Mal auf Matrazen schlafen und mit einem tollen Frühstück (mit Holunderbeer-Konfitüre) auf Achse gehen. (70 km)

2. Tag: Frankenthal - Speyer - Lauterbourg. Dank Andreas Karte schaffen wir es, etwa 50 km nach Speyer zu fahren, ohne den Rhein gesehen zu haben. Quer durch (Blumen-)Felder nach Flomersheim, Oggersheim, an der Bahn entlang nach Limburghof und Schifferstadt. Von dort auf dem Radweg nach Speyer. In Speyer Fischbrötchen mit musikalischem Schmalz aus Minsk. Der wunderschöne Dom muß natürlich auch sein. Nach Speyer noch einmal 10 km rheinlose Strecke, bis wir ihn in Mechtersheim wiedersehen. Durch schattige Auenwälder bis Lauterbourg und bis uns nach 105 km der Arsch brummt. Der nächste Campingplatz war nicht mehr drin, darum akzeptieren wir die letzten 5 m² am Kinderspielplatz, was zum Verlust einer Zeltschnur und einer Karte für die folgenden Tage führt. Der See am Campingplatz ist lädt trotzdem zum Baden ein; am Morgen verhilft uns die Campingleitung zu einer Behelfskarte, die uns zumindest bis Breisach führt. Natürlich fehlen alle Campingplatz-Eintragungen, die Irm so liebevoll eingezeichnet hatte - aber zumindestens ist die zweite Katastrophe der Tour glücklich überstanden (105 km)

3. Tag: Lauterbourg - Drusenheim - Kehl. Jeden Tag eine Katastrophe: Nach 10 m funktioniert Irms Bremse nicht mehr. Glücklicherweise eine eher leichte Reperatur. Es geht auf der französischen Seite durch das nahezu unberührte Sauer-Delta, ein Vogelschutzgebiet mit Schwärmen von Reihern und Schwänen. Dann wechseln sich Tierfutterfabriken, Kieswerke und schöne Deichlandschaften ab. Bei Drusenheim geht es rüber auf die deutsche Rheinseite und wir haben auf langen Strecken hinter und auf dem Deich Zeit, die schöneren Eindrücke zu verarbeiten. Die Strom- und Fahrrad-Kilometer ziehen sich. Der Stromkilometer 0 ist übrigens bei Konstanz. Auch die Suche nach dem Campingplatz gestaltete sich etwas schwierig. Im kommenden Jahr veranstalten Kehl und Straßburg gemeinsam die Bundesgartenschau, deshalb überall Bauarbeiten. Kehl betrachtet Straßburg eher als einen Vorort. Die Auskunft von drei sehr freundlichen ausländischen Mitbürgern bringt uns auf die Spur. 'An der runden Kreuzung nach rechts'. Am Abend endlich mal wieder Pizza mit Salat anstelle des campingplatz-üblichen SchniPo. Es fängt an zu regnen, erst noch recht willkommen, dann aber die ganze Nacht durch. Die Idee, einen Tag länger zu bleiben und nach Straßburg rüberzufahren erscheint nicht mehr so verlockend. Als es so gegen 10.00 Uhr am Morgen des nächsten Tages aufhört, machen wir uns mit nassen Klamotten auf die Achse. (75 km)

4. Tag: Kehl - Breisach. Der Radweg geht gleich hinter den Campingplatz nach links. Zunächst durch kühle Auenwälder, dann weiter auf dem Deich bis Ichenheim. Irm entdeckt dort den Ortenau-Radweg Richtung Rust. Sehr schöner schattiger Waldweg, der sich im Zickzack um die Straße schlängelt und auf dem man kaum vorwärts kommt. Wir fahren dann bis Rust auf der Bundestraße. Von weitem sieht man schon, wie in der riesigen Achterbahn vergnügte Menschen fast senkrecht abgekippt werden. Auch die anderen Attraktionen von Rust (ein Hauch von Las Vegas) bestätigen uns, weswegen wir eigentlich nie da hin wollten. Nach Rust überqueren wir den Leopolds-Kanal und treffen wieder auf den Europäischen Rhein-Radweg. Der führt hinter Whyl Richtung Burg Sponeck durch ruhige Rheinauen. Völlig überraschend entdecken wir kurz vor Breisach Kunst am Klärwerk. Irgendein abgedrehter Künstler stellt lustige Schrottplastiken aus, Gnome, Elfen, die sich in jeder Vollmondnacht vermehren und deren Preis man selbst ermessen kann ( mit Zollstock für 1 EUR der cm). Der Zaun am Klärwerk bietet sich geradezu dazu an, Schlafsäcke, Zelt etc zu trocknen. Ob die Polizei nun zufällig vorbei kommt oder nicht - sie lassen uns in Ruhe. Nach ein paar Deich-Kilometern erreichen wir Breisach. Wir steuern den Platz in Hochstetten an - ein Campingplatz mit angeschlossenem Landgasthof mitten in einem Wohngebiet. (85 km)

5. Tag: Breisach - Colmar - Breisach. Der gut ausgeschilderte Weg nach Colmar ist schöner als befürchtet, die Kilometer-Angaben allerdings eher erfunden. Interessant die Befestigungsanlagen in Neuf-Briesach. Es wird immer heißer - in Colmar steht die Hitze. Warum müssen Leute dann auch noch in Klein-Venedig Chouxcrout garni essen - mir wird schon beim Zuschauen schlecht.(60 km)

6. Tag: Breisach -Basel - Lörrach. Es wird immer wärmer. Um 8.00 geht's los, um die etwas kühleren Morgenstunden auszunutzen. Während der etwas eintönigen Fahrt hat man genügend Zeit, die schönen Eindrücke zu verarbeiten. Der Rhein ist jetzt ein Vogel-, Sportler- und Angler-Paradies. Schifffahrt und Industrie scharen sich eher am Elsaß-Kanal westlich vom Rhein. Links der Schwarzwald, rechts die Vogesen - so geht's durchs Markgräfler Land. Der Name Bad Bellingen hat uns so gut gefallen, ein Abstecher für ein Eis (2 Bällchen)- aber nur Kurstadt mit Rolltreppe zur Altstadt hoch - aber kein Eis beim Italiener. Also wieder zurück zum Rhein. Langsam fühlt man sich eingeklemmt zwischen Rhein und A5. Und das geht weiter so bis Basel, das Industrie- und Hafengebiet muß großräumig umfahren werden. Schließlich haben wir unser erstes Etappenziel erreicht und stehen vor der Altstadt-Brücke in Basel - und das einen Tag nach dem Schweizer National-Feiertag. Durch die Wiesen- Auen nach Lörrach. Irm hat in Lörrach bei Schmitzens angerufen - und wir können bei ihnen wohnen. Richtig nett war's bis auf den Scheiss-Hünerberg. Oben reißt mir dann der Bowdenzug der Schaltung vorne, alle Läden zu - und Wochenende. Wir können auch den Sonntag noch bleiben. Danke!

7. Tag: Am Sonntag Besuch in Basel Richtung Rheinfelden. Gleich gegenüber von Grenzach liegt Birsfelden, mal sehen ob Helen und Johannes da sind - die wir eigentlich noch in der Normandie wähnen. Aber wie's der Zufall will, sie sind beide da und Johannes spendiert mir Bowdenzüge (danke!), von denen ich einen abends noch einbaue. Schon wieder ein Problem gelöst und wir können Montag gleich früh morgens weiter fahren, ohne auf die Öffnung des Fahrradladens warten zu müssen.

8. Tag: Lörrach - Rheinfelden - Bad Säckingen - Waldshut. Abreise zu Rekordstunde : 7.15 Uhr. Bis hinter Rheinfelden viel Chemie: CIGA, Roche, ... In Bad Säckingen zweites Frühstück schon um 10.15. Kurze Besichtigung der Altstadt - wo ist der Trompeter? Der einzige echte Höhepunkt nach Säckingen ist Laufenburg. Bei schwüler Hitze nach Waldshut. Der Camping-Platz ist lausig und eng, also nochmal 10 km weiter bis nach Kadelburg, ein netter Platz direkt am Rhein. Man weiß nicht, ob man schon in der Schweiz oder noch in Deutschland ist. Allgemeines Sommervergnügen: Sich im Rhein treiben lassen, der hat hier eine ziemlich schnelle Strömung. Einziges Problem: Man muß rechtzeitig nach einem Landeplatz am Ufer Aussschau halten, ansonsten ein Riesengaudi. Am Ufer läuft man dann zurück und das ganze noch mal. Am Abend zeigt das Thermometer bei der Volksbank 41°!! (85 km)

9. Tag: Kadelburg - Schaffhausen - Stein - Wangen (am Untersse). Neuer Rekord beim Frühaufstehen. Aber vor uns liegt der fast reizvollste Teil der Tour. Bei Hohentengen verläßt der Bodensee-Radwanderweg den Rhein Richtung Jestetten und es geht querfeldein über sanfte Hügel Richtung Jestetten. Vom Rhein ist bis Neuhausen nichts mehr zu sehen. Dafür fährt man immer wieder durch Schweizer Gebiet über die grüne Grenze. Bis Schaffhausen trifft man zwei- oder dreimal auf ein deutsches oder schweizer Hoheitszeichen mitten im Maisfeld. Das witzigste Konstrukt ist die En- bzw. Exklave um Büsingen mit 1700 Einwohnern und einem eigenen Kennzeichen. Aber bevor man dorthin kommt, muß erst der Rheinfall besichtigt werden. Glücklicherweise ist es noch so früh, daß man ihn noch vor lauter Touristen sehen kann. Bei Eduard Möricke muß es noch einsamer gewesen sein, wenn er sich so von den Fällen hat beindrucken lassen:

Halte dein Herz, o Wanderer, fest in gewaltigen Händen!
Mir entstürzte vor Lust zitternd das meinige fast.
Rastlos donnernde Massen auf donnernde Massen geworfen,
Ohr und Auge, wohin retten sie sich im Tumult?

Wahrlich, den eigenen Wutschrei höret nicht der Gigant hier,
Läg er, vom Himmel gestürzt, unten am Felsen gekrümmt!
Rosse der Götter, im Schwung, eins über dem Rücken des andern,
Stürmen herunter und streun silberne Mähnen umher;
Herrliche Leiber, unzählbare, folgen sich, nimmer dieselben,
Ewig dieselbigen - wer wartet das Ende wohl aus?

Angst umzieht dir den Busen mit eins, und, wie du es denkest,
Über das Haupt stürzt dir krachend das Himmelsgewölb.

In Schaffhausen Frühstück am Rhein mit wunderschönem Blick und dann weiter über Diesenhofen nach Stein am Rhein. Die Schönheit dieser Orte erschlägt einen geradezu. Wir beschließen in Wangen, 20 km vor Radolfszell auf dem Campingplatz zu bleiben, wo wir mit viel Müh und Not noch ein Plätzchen unter Apfelbäumen bekommen - die 650 km, die wir bis dahin hinter uns gebracht haben, machen beim Platzwart offenbar Eindruck. (66 km)

10. Tag: Wangen - Radolfszell: die Hitze ist so unerträglich geworden, daß wir beschließen, die Tour hier zu beenden und mit dem Zug zurückzufahren. Zudem ist derartig viel Radfahrbetrieb, daß man Sorge haben muß, ob man abends noch auf einen Campingplatz kommt. Nach Radolfszell sind 20 km am Bodensee entlang, d.h. zum großen Teil führt der Weg durch besiedeltes Gebiet mit edlen Grundstücken am See. Dagegen ist das NSG um Gaienhofen sehr schön. In Radolfzell ist gerade Markt, wo wir uns für das Picknick im Stadtgarten ausstatten: Kühl, und absolut ruhig.(40 km)

11. Tag. Rückfahrt mit dem BW-Ticket nach Karlsruhe, umsteigen nach Heidelberg und von da aus weiter nach Darmstadt. Bis auf die Hitze eine absolut problemlose Rückfahrt, bei der wir alle Anschlüsse bekommen und so gegen 17.00 Uhr wieder in Darmstadt sind.

Darmstadt - Limburg - Marburg - Lahnquelle (September 2003)

1. Tag: Morgens in Darmstadt los und über den R8 bis nach Frankfurt-Südbahnhof. Der R8 geht irgendwie durch Frankfurt, ich spare mir die Stadtrundfahrt und fahre mit der S2 Richtung Niedernhausen bis nach Lorsbach. Die Steigung zum Bahai-Tempel bei Langenhain ist ätzend aber es lohnt sich. Der Tempel ist inzwischen Hessisches Kulturdenkmal und am Besucherzentrum kann man sich über die Gemeinde bei Tee und Keksen informieren. Weiter geht es über Bremtal, Oberjosbach und Oberseelbach auf schwach befahrenen Straßen Richtung Niedernhausen. Bei Engenhahn unter der Autobahn durch und dann Steigungen ohne Ende bis zur B54 nach Wehen. Netter Abend und eine gute Nacht bei meinem Bruder.(70 km + 20 Minuten S-Bahn)

2. Tag: Die Ausfahrt aus Wehen nach Orlen finde ich nicht sofort, aber dann doch nach freundlicher Hilfe von Ansässigen. Auf Kreisstraßen nach Hambach und Ober-Libbach, wo man dann (auch wieder nur durch Nachfragen) auf den Randwanderwerg nach Burgschwalbach kommt, vorbei an so netten Orten wie Strinz-Trinitatis. Die Fahrt aus dem Taunus raus, runter ins Lahntal ist an diesem Spätsommermorgen einfach toll.In Burgschwalbach trifft man auf den Ahrtal-Radweg, ein kurzes aber sehr schönes Stück Flußaue. Wenn man ein paar Kilometer in die entgegengesetzte Richtung fährt, trifft man auf eine Mineralquelle (Sauerbrunnern aus römischen Zeiten) direkt am Radweg. In Diez endlich wieder Stadtverkehr, von da aus nicht an der Lahn sondern an der Hauptstraße nach Limburg. Die Altstadt, der Blick von der Lahnbrücke auf den Dom sind sehr schön. Dann geht's endlich an der Lahn längs Richtung Weilburg. Abends wird es schwierig halbwegs preiswerte Zimmer in Weilburg zu bekommen. Das Touristenbüro hat schon zu und so will mir die Wirtin im Hotel am Schiffstunnel (im augenblick eine Riesenbaustelle) ein Zimmer für 45 EUR geben. Am Morgen zahle ich doch nur 37,50 EUR. (95 km)

3. Tag: Um 8.30 geht's weiter Richtung Giessen und Marburg. Das Lahntal liegt völlig im Nebel. Wegen Bauarbeiten an einer Schleuse kurz nach Weilburg ist der Radweg gesperrt, ohne dass man jedoch eine Alternative gesagt bekommt. So streune ich denn einige Kilometer durch den Nebel auf den Lahnwiesen, bis ich schließlich in Selters den Radweg wiederfinde. Kurze Rast in Wetzlar und dann weiter nach Giessen, wo ich unbedingt ins Liebigmuseum möchte. Dort ist das Wohn- und Unterrichtshaus von Liebig rekonstruiert und man frischt einige Chemiekenntnisse auf, an die man seit der Schulzeit nicht mehr gedacht hat. Von Giessen weiter nach Marburg. (90 km) Jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich möchte noch zur Lahnquelle hoch. Von Marburg fährt die Bahn nach Laasphe, wo ich (auch dank der Ratschläge von anderen älteren radfahrenden Herren) im Hotel zur alten Schmiede unterkomme und zwar zu Preisen, die man vom Rhein-Main-Gebiet kaum gewohnt ist.

4. Tag: Eigentlich wollte ich ja früh aufstehen um Irm und Klaus zum Mittag in Cölbe zu treffen, aber ohne Wecker schläft's sich gut. Die ersten 10 km nach Feudingen gehen noch, aber dann geht es quer durch die Wälder ziemlich steil hoch zur Lahnquelle (noch mal etwa 10 km) auf groben Schotterwegen. Die Quelle selber sieht man nicht, sie entspringt im Lahnhof mitten im Haus. Die Abfahrt über Heiligenborn durchs Rothaargebirge ist wunderschön, wenn auch sehr steil, so daß einem die Hände vom Bremsen mehr weh tun als vorher die Beine vom Treten. Wieder zurück in Feudingen, auf der Straße nach Laasphe und dann über den sehr gut ausgebauten Lahn-Radweg (R2) nach Cölbe. Ständig leichtes Gefälle und trotzdem schaffe ich es nur auf den letzten Drücker, Irm und Klaus dort zu treffen. Kurze Pause zum Regenerieren und dann geht's durch den Burgwald noch mal 26 km nach Langendorf auf Wegen, die natürlich nur Eingeborene wie Klaus kennen. Heute werden's insgesamt 112 km. Danach noch zwei sehr schöne Tage auf der Wiese in Langendorf